Die Digitalisierung bringt viele Vorteile mit sich, aber auch Herausforderungen, die oft übersehen werden. Einer dieser Aspekte ist der Klima-Fußabdruck von Social Media.
Die unsichtbare Klimabilanz von Social Media
Die Nutzung von sozialen Netzwerken ist mit erheblichen CO2-Emissionen verbunden – das mag auf den ersten Blick überraschen. Doch hinter jedem Post, jedem Video und jeder Story steckt eine komplexe Infrastruktur aus Servern, Netzwerken und Geräten, die Strom verbrauchen. Dieser Strom stammt oft aus fossilen Energiequellen, was bedeutet, dass schon das tägliche Aufladen eines Smartphones zur Klimabelastung beiträgt.
Eine besonders drastische Klimabelastung entsteht durch viralen Content: Ein Instagram-Video mit Millionen von Aufrufen kann ebenso viele Emissionen verursachen wie mehrere Langstreckenflüge. Die globale Marketingindustrie, zu der auch Social Media gehört, ist Schätzungen zufolge verantwortlich für die Freisetzung von mehreren hundert Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Das sind etwa 4 % der weltweiten Treibhausgasemissionen – fast so viel wie die gesamte Flugindustrie.
Warum spricht niemand darüber?
Einer der Gründe, warum der Zusammenhang zwischen Social Media und dem Klimawandel selten thematisiert wird, ist die Komplexität der Berechnung. Die Emissionen hängen von Faktoren wie der Art des Contents, der Plattform und der Reichweite ab. Während es relativ einfach ist, den CO2-Ausstoß eines Printmagazins zu bestimmen, ist dies bei Social-Media-Inhalten deutlich aufwändiger. Mittlerweile wurde von dem Unternehmen klima&so jedoch bereits ein Modell entwickelt, das die CO2-Emissionen von Social-Media-Posts auf wissenschaftlicher Grundlage berechnen kann, um Unternehmen und Content Creator:innen einen transparenten Überblick zu geben.
Wie man Social Media nachhaltiger gestalten kann
Um die Klimabelastung durch Social Media zu senken, können Unternehmen verschiedene Strategien anwenden:
Saubere Energie nutzen: Der Wechsel zu nachhaltigen Energiequellen für den Betrieb von Rechenzentren, Servern und Endgeräten kann einen großen Unterschied machen.
Content gezielt einsetzen: Kurze Videos und Karussell-Posts verursachen in der Regel weniger Emissionen als lange Videos. Eine kluge Wahl der Inhalte kann daher helfen, den CO2-Ausstoß zu verringern.
Kompensation nutzen: Die Investition in CO2-Kompensationsprojekte bleibt ein wichtiger Baustein, um unvermeidbare Emissionen auszugleichen.
Gezielte Werbung: Präziseres Targeting kann unnötige Emissionen durch Fehlstreuen vermeiden.
Die Zukunft: Regulierung und Verantwortung
Mit der bevorstehenden EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung werden Unternehmen zunehmend verpflichtet, ihre Umweltauswirkungen offenzulegen – einschließlich ihrer digitalen Aktivitäten. Dies könnte zu einem Umdenken in der Branche führen und innovative Lösungen für klimafreundlicheres Social-Media-Marketing fördern.
Fazit: Social Media – mit gutem Gewissen
Die Klimabelastung durch Social Media ist eine Herausforderung, der sich Unternehmen und Content Creator:innen bewusst sein sollten. Erste Modelle zeigen, dass es möglich ist, Social Media nachhaltiger zu gestalten – ein Ansatz, der nicht nur dem Klima zugutekommt, sondern auch das Vertrauen der Verbraucher stärken kann. Social Media kann ein Hebel für positiven Wandel sein, wenn man die eigene Verantwortung erkennt und aktiv handelt. Das Wissen um den Klimaeinfluss von Social Media ist der erste Schritt zur Veränderung. Indem wir uns der Auswirkungen unserer Online-Aktivitäten bewusst werden, können wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, um Social Media nachhaltiger zu gestalten. Es liegt an uns allen – Unternehmen, Influencer:innen und Nutzer:innen – diese digitale Transformation verantwortungsvoll zu gestalten und unseren Online-Fußabdruck zu reduzieren.
Quelle: SocialHub Magazin #25/2024, Susi Maier